Die Musik von Philipp Maintz (geb. 1977) vereint höchst wirkungsvoll konstruktive Finesse, Sinn fürs Klangdetail und außermusikalische Inhalte. Dabei legt Maintz in fruchtbarem Dialog mit literarischen Quellen eine ausgesprochene Affinität zum Nächtlichen und Abgründigen an den Tag. „Ich erwarte von der Nacht keine Erklärungen“, zitiert er Pablo Neruda im Titel von „NAHT (yo no pido a la noche explicaciones)“ (1999/2002), ein Gespinst ephemerer, zerbrechlicher Klänge für Violine und Violoncello, in allerdings gleißend hellen Farbtönen. Eine gespenstische „Pierrot“-Atmosphäre zeigt auch sein Klaviertrio „tourbillon“ (2008), dessen quirlig burleske Spielfreude sich stets nah am Abgrund bewegt – ein expressiver Drahtseilakt. Seit „fluchtlinie“ (2006/07) ist im Rahmen einer unmittelbaren Expressivität der Gesang eine immer wichtigere Konstante in Maintz’ Komponieren geworden. Die Musik für Bariton und Ensemble, eine Art Vorstudie zu Maintz’ Oper „MALDOROR“, wirft die Verse von Isidore Lucien Ducasse in einen so unwirklichen wie unwirtlichen Klangraum, in dem die Singstimme wie verloren umhergeistert. Eine ungeheuer filigrane Darbietung des Schauron-Ensembles unter Robert HP Platz! Ausgesprochen morbide Töne schlägt auch „wenn steine sich gen himmel stauen“ für Bariton und Orchester (2011/12) an. Die rätselhafte Fantastik der Textvorlage von Welimir Chlebnikow ist eingebettet in einen nervös-flackernden, immens detailreichen Instrumentalgrund; Otto Katzamaier gestaltet dieses hochexpressive Epos mit viel Gespür für die Einsamkeit des lyrischen Ichs. ART A PART, 22.11.2011 --- il momento più sperimentale e più emozionante della serata è sicuramente rappresentato dal ciclo (di cinque lieder) septemberalbum (2010, su poesie di Ron Winkler) di Philipp Maintz.
A partire dal discorso ironico e straniante delle poesie di Winkler che si aprono a immagini autunnali di matrice romantica verso un universo virtuale dove le sensazioni visive, tattili e uditive vengono costantemente filtrate e spezzate, la musica di Maintz si concentra principalmente sulla qualità del suono e sulle sue molteplici risonanze (in questo non molto lontano dalle esperienze di Webern e Luigi Nono) per culminare, nel terzo lieder, nell'intreccio inestricabile di voce e strumento dove il testo stesso viene annientato e sfruttato per le qualità foniche più che per il suo significato.

NMZ, 15.12.2010 --- In Kassel wurde sein „Septemberalbum“ nach prosaisch beiläufig wirkenden Gedichten von Ron Winkler mit der künstlerisch unbestechlichen Sopranistin Marisol Montalvo, die im Frühjahr in Maintz „Maldoror“ die Hauptrolle sang, sehr erfolgreich uraufgeführt. Mit feinem Melisma an den Versenden, expressiven Ausbrüchen und Schwankungen und obsessiven Höhenflügen veranschaulichten Maintz/Montalvo Winklers prosaische Herbstmetaphorik in einen spätsommerlichen Abschiedsrausch. Es erinnerte in den zurückgenommenen Passagen wegen ähnlich bildlicher Wortausdeutung an Reimanns viertelstündig unbegleitetem Anti-Antomkraft-Lied „entsorgt.“

HESSISCHE ALLGEMEINE, 09.11.2010 --- Phänomenal, wie die Sopranistin [Marisol Montalvo] das "septemberalbum" des Komponisten Philipp Maintz sang. Es war ein Glanzpunkt bei den Konzerten der Kasseler Musiktage.

BERLINER TAGESSPIEGEL, 12.05.2010 --- Zu Beginn: Philipp Maintz’ „MALDOROR“, schwarze Lyrik von 1870, in sieben Schlaglichtern als „Kommentar“ zu unserer Zeit gemeint. Das gelingt optisch-szenisch ebenso brillant wie musikalisch überzeugend. Feinnervige Klangorganismen meiden alles Illustrative, klischeehaft „Böse“, die Musik handelt sozusagen wörtlich aus dem Text selbst heraus. Auch Ausstatter Roland Aeschlimann und die Regisseure George Delnon und Joachim Rathke machen den Text zum theatralischen Gegenstand, Schriftprojektionen sausen durch den Raum, der eine überdimensionale Druckwalze darstellen könnte, in der der vergewaltigte Mensch als Täter und Opfer agiert. Exquisit die Sprecher-Sänger-Besetzung, virtuos die Präsenz des Sinfonieorchesters Aachen unter Marcus R. Bosch.

AACHENER ZEITUNG, 09.05.2010 --- Philipp Maintz schreibt Musik, die - bei aller handwerklichen Könnerschaft und allem klanglichen Erfindungsreichtum - durch die Kraft der Suggestion selbst ungeübte Neue-Musik-Hörer in ihren Bann schlagen kann.
So beginnt sein Opern-Erstling «MALDOROR» in bester Rheingold-Manier mit einem geheimnisvoll-morbidem Grummeln: tiefes Klavier, Tamtam, große Trommel und was sich noch Sinistres dareinmischt, pulsieren in Geburtswehen des folgenden Unheils. Es ist die Apotheose des Ozeans als Quell allen Seins, der sich bei der Premiere auf der Bühne im Theater Aachen die Sopranstimme in tiefstem Register hinzugesellt, mit der ein anderthalbstündiges Musiktheater anhebt, das in fast völligem Verzicht auf Handlung Maldoror, den Engel des Bösen, und seine Wirksamkeit zum Thema hat.
[...] Der quälend langsamen Handlung steht die Musik bei, nimmt die Stimmung vorweg oder spürt ihr nach, kommentiert mit teils ausgedehnten Zwischenspielen das, was sich tut: Lautréamont, der Dichter, erschafft Maldoror, Verkörperung des Bösen in ihm selbst.
[...] Grandiose Höhepunkte erreicht das famose Sinfonieorchester Aachen, das sich in die völlig ungewohnte Rhythmik und Harmonik der Partitur förmlich gefressen hat. Große Ruhe strahlt Generalmusikdirektor Marcus Bosch am Pult aus: Einerseits gebietet er den diffizilen, von Schlagwerk dominierten Klängen, die selbst Steeldrums für grausame Effekte nutzbar machen; andererseits bereitet er den Sängern jenen Grund, der sie sicher durch die teils halsbrecherischen Partien geleitet.
[...] Am Schluss, als Maldoror seinen Schöpfer Lautréamont erwürgt hat und ein Tableau des Grauens schattenrissartig vor weißem Hintergrund sichtbar wird, rieselt der gesamte Text der Oper - als Projektion - von der Decke herab. Zurück in die Sanduhr der Zeit, in der der Würgeengel des Bösen ewig sein Unwesen treiben wird. Die Musik erstirbt in mühsam durchzuckter Einsilbigkeit, der ein Metronom unerbittlich Atem einhaucht.
Allgemeiner Jubel.

DER OPERNFREUND, 08.05.2010 --- Maintz´ Musiksprache wird von enormen Spannungsfeldern getragen, ohne dabei auf lyrische Ruhepunkte zu verzichten, sie erinnert vielleicht noch am ehesten an Werke Wolfgang Rihms. Das Orchester ist mit differenzierten Farben behandelt, was das Sinfonieorchester  unter Marcus R. Boschs Leitung mit einer ungeheuren Hingabe und Verve absolviert, circa hundert Minuten schiere , musikalische Hochspannung. Doch Maintz weiß auch gut für die menschliche Stimme zu schreiben, aus gesprochenen Passagen entwickelt sich eine artistische Eleganz so mancher vokalen Gesangslinie, die Aachener Besetzung singt auch nahezu perfekt: Otto Katzameier überzeugt mit leicht nasalem Bariton als zweifelnder Poet Lautreamont, der von seiner eigenen Schöpfung bezwungen wird, Martin Berner macht mit dunklerem, kräftigerem Klang richtiggehend Angst als Maldoror, läßt jedoch auch leidende Töne zu. [...]Für an modernem Theater Interessierte ist dieser herbe, doch auch faszinierende Abend eigentlich ein Muss. Für den Komponisten Philipp Maintz eine beachtliche und zu beachtende Visitenkarte an die Bühnen. Wirklich begeisterter Premierenjubel für alle Beteiligten.

FRANKFURTER RUNDSCHAU, 29.04.2010 --- Philipp Maintz´ Musik zeichnet eine zersprengte, immer wieder explodierende, abstürzende, versickernde, lauernde, sich ständig verschiebende, mal panisch pulsende, mal wie gefrierend erstarrende Klanglandschaft, Maldorors Bariton gleitet mit verführerischem Schmelz über schwierigste Intervalle; bald ist das Kind tot, der Geist, der stets verneint, siegt. [...]"MALDOROR" ist Musiktheater einer neuen Generation: die dramatische Bearbeitung eines im Grundton lyrischen Werks. Philipp Maintz´ Komposition verfügt über ein immenses Vokabular und verwendet es ungemein konzentriert, daher auch mit der Chance zu starker Exaltation, wenn das erforderlich ist.

TAGBLATT, 29.04.2010 --- Ein hoch ambitioniertes Werk jener Sorte, die gerne am eigenen Anspruch ersticken? Keinesfalls. Die Uraufführung von "MALDOROR" zum Auftakt der Münchener Biennale konfrontierte das Publikum im Prinzregententheater zunächst mal mit der äußerst differenziert gesetzten Partitur eines Klangtüftlers. Maintz Musik atmet, setzt Atmosphäre - tönt nicht brutal, sondern ästhetisch reif, also modern romantisch, auch im Schlagwerkeinsatz subtil. Und Marcus R. Bosch gelang mit dem Sinfonieorchester Aachen eine intensive Premiere.

DPA, 28.04.2010 --- Die Musik des 33-jährigen Philipp Maintz hat beim Auftakt der 12. Münchner Biennale für neues Musiktheater einen starken Eindruck hinterlassen.
Seine Oper «MALDOROR» nach Texten des französischen Dichters Isidore Ducasse alias «Comte de Lautréamont» entfaltet am Dienstagabend eine intensive Klangfläche, flimmernd, polyphon, sich immer wieder in Schlagwerk-Eruptionen steigernd, ohne sich vordergründig in Effekten zu erschöpfen. Die drei Singstimmen der Hauptdarsteller fügen sich logisch in diese Klangvielfalt. Hervorragend die Sopranistin Marisol Montalvo mit einem wunderbaren Stimmspektrum und reinem Ton. [...] Das Sinfonieorchester Aachen unter Marcus R. Bosch bewältigte die schwere Partitur der Oper bravourös. Starker Beifall im nicht ausverkauften Münchner Prinzregententheater.

MÜNCHENER MERKUR, 28.04.2010 --- Dass Philipp Maintz für Singstimme schreiben kann, hat er hier, in seinem ersten großen Vokalwerk bewiesen. Weit spannen sich die Phrasen über oszillierende, durch hektische Gesten unterbrochene Instrumentalflächen. Dem reinen Bösen begegnet Maintz auch mit reiner Schönheit, zum Beispiel mit Maldorors verziertem Arioso, das an die orpheische Klage eines Monteverdi erinnert. [...] Ergebnis ist eine Partitur, die ihre Energie eher nach innen richtet - auf ein mikrokosmisches, trennscharfes Geschehen, das gelegentlich durch (Herz-)Schlagwerkschläge strukturiert wird und sich in vielen kleinen Gesten und Ereignissen abspielt. Mal atmosphärische Grundierung der Handlung ist das, mal faszinierend getüftelte Klangregie.

BILD, 27.04.2010 --- Mit der Oper «MALDOROR» von Philipp Maintz ist am Dienstagabend in München die 12. Biennale als internationales Festival für neues Musiktheater eröffnet worden. Sieben Bilder öffneten im Münchner Prinzregententheater die Sicht auf eine Welt des Bösen, Grausamen und Zerstörerischen. [...] Ein beeindruckender Festivalbeginn.

KLASSIKINFO.DE, 27.04.2010 --- Doch das Orchester und die Intensität des Sprechens und Singens sagen mehr als jede Aktion. Denn der 33-jährige Philipp Maintz hat eine ungeheuer intensive Musik komponiert, die sehr zart und kammermusikalisch verästelt beginnt, sich in manchen Bildern gewaltig steigert, in nervöse Blechbläserballungen hineinbohrt, um sich plötzlich wieder in einem tiefen Gongschlag zu beruhigen oder gar zu verstummen. Ein ausgedehntes Zwischenspiel zögert den Beginn der letzten Szene (Le combat - Der Kampf) lange hinaus und öffnet einen weiten, sich vielfach verändernden Klangraum, bevor am Ende wunderbare Holzbläser-Kantilenen aus der Tiefe aufsteigen und die Musik einerseits in die Tiefe sinkt und andererseits ins Unendliche entschwebt.

CONCERTCLASSIC.COM, 17.06.2009 --- Entre ces pages plus ou moins entrées au répertoire, Filidei fit entendre trois œuvres contrastées, dont deux créations. La création de la nouvelle version de ferner, und immer ferner (« Plus loin, et toujours plus loin ») du compositeur allemand Philipp Maintz (né en 1977), partiellement formé à l'Ircam, pièce d'une envergure considérable, une infinité de microsections d'une féroce mobilité et fractionnées s'inscrivant dans une structure générale monumentale et unifiée, à grand renfort de virtuosité transcendante : le fait de voir jouer l'interprète à la console de la nef renforce naturellement pour l'auditeur-spectateur l'impact de ce type d'œuvres « démesurées ».

KLASSIK HEUTE, 17.03.2009 --- Titelgebend für die erste Komposition auf dieser CD ist Gelände / Zeichnung von Philipp Maintz. Sie offenbart unmittelbar auf sich selbst bezogen wirkende Klangballungen, zudem sorgt eine raffiniert im Raum modulierende Live-Elektronik für die „geisterhafte“ Überhöhung des eigenwilligen Klavierklanges.

AACHENER ZEITUNG, 23.10.2008 --- Aus anderem Holz geschnitzt war das neue Werk des Aachener Komponisten Philipp Maintz, «archipel. musik für großes orchester», das mit großem Beifall aus der Taufe gehoben wurde. Ein klangprächtiges, sehr dicht gestricktes Werk mit scharfen Kontrasten und raffinierten Effekten, etwas bombastisch angehaucht, wobei Bosch auch hier sensibel und differenziert das teilweise originelle klangliche Kolorit herausstellte. Ein Werk auf der Höhe seiner Zeit und trotz seiner motivischen Verflechtung mit Maintz´ in Arbeit befindlicher neuer Oper von beeindruckender Eigenständigkeit.

DEUTSCHLANDFUNK (DIE NEUE PLATTE), 12.10.2008 --- Als Musikbeispiel habe ich einen Ausschnitt aus dem ersten Titel der Platte gewählt. Er stammt vom jungen Philipp Maintz, der dem Album den Titel verleiht: "Gelände/Zeichnung". Maintz, ein Schüler von Robert HP Platz, hat eine virtuelle Landschaft im Sinn, in der sich instrumentale und elektroakustische Klänge ineinander verweben bzw. im Zwiegespräch sind.

CRESCENDO 92, II/III.2008 --- Les lecteurs de Crescendo savent que depuis la rélévation de son Quatuor à cordes (remaniée depuis) aux journées de musique de chambre de Witten en 2004, Philippe Maintz est à mon avis le jeune talent le plus attachant parmis les compositeurs allemand (il vient d'avoir 30 ans) aux côtés de son aîné de quelques années Enno Poppe. Bénéficiant d'une bourse d'études à Paris, il poursuit une carrière discrète, mais déjà brilliante. [...] Un tout récent concert de l'Intercontemporain a permis de découvrir en création océan, la pièce que l'IRCAM lui a commandée. Écrite pour les moyens musicaux et dramatiques exceptionnels de la soprano Marisol Montalvo (que le handicap d'un refroidissement n'as pas empêchée de remporter un triomphe) cette grande page faisant appel à EIC au complet, renforcé par les ressources de l'électronique maison, confirmé la richesse et la densité de l'intention de Philippe Maintz, la beauté et le raffinement, rare en Allemagne, de son langage harmonique, tout en poussant plus loin encore un sens dramatique, voire théâtral, hors du commun. Voilà qui nous fait attendre avec d'autant plus d'impatience l'opéra auquel il travaille pour la biennale de Munich 2010, inspiré par les Chants de Maldoror de Lautréamont et dont océan constitue une étude préliminaire. C'était là le moment essentiel d'une soirée aimée par l'excellente direction de Beat Furrer [...].

DIE RHEINPFALZ, 24.10.2007 --- Die Aufführungen zeitgenössischer Werke im Rahmen der internationalen Musiktage am Speyerer Dom sorgten für Freude und Hoffnungen. [...] In der Oberkirche war die Aufführung eines Orgelstückes von Philipp Maintz zu hören. Nach Aussage des jungen Komponisten basiert sein Stück auf dem Kyrie aus der Messe de l'Homme armé von Josquin Desprez, dessen Themen sich durch "frei wachsende Übermalungen" peu à peu entfremden. Nach der Lektüre der Erklärungen verstand man, warum "ferner, und immer ferner" eine charismatische Wirkung ausstrahlte.

DIE WELT, 14.05.2007 --- Der in Berlin und Paris lebende Philipp Maintz, dessen "geborstenes Lied" hier kürzlich mit dem Ensemble Intégrales viel Anklang fand, nahm es mit einem metaphonisch überbordenden Prosatext des Comte de Lautréamont auf, einem Vorläufer der Surrealisten. Der "Garten der Lüste" von Hieronymus Bosch habe ihm beim Komponieren immer vor Augen gestanden, bekennt der Komponist. Eigentlich hatte er seine farbschillernde Gesangszene "fluchtlinie" dem Bariton Georg Nigl zugedacht, der krankheitshalber absagen mußte.

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 8.12.2006 --- „NAHT“, ein fein verästeltes Klanggespinst, nachtstückartige Musik für Violine und Violoncello, die von Olga Rexroth und Jaka Stadler höchst konzentriert dargeboten wurde. Der Komponist beschränkt sich hier auf den reinen Instrumentalklang, wenngleich auch dieses Stück vorangehende Operationen am Rechner nötig gemacht hatte. Und doch vermittelt das Duo beim Hören einen Eindruck hoher schöpferischer Spontanität, die allerdings noch deutlicher und klanglich beeindruckender aus seinem darauffolgenden Werk „gelände/zeichnung“ für Klavier und (diesmal) Live-Elektronik herauszuhören war. Maintz entwirft darin eine musikalische Landschaft mit gewaltigen Steigungen und Gefällen, deren Begehung im sirrenden Sound der Elektronik noch verwegener wird, nicht zuletzt auch dank des hervorragenden Pianisten Jan Philip Schulze. Am Ende ein Ensemblestück, „LIED (geborsten)“: der an diesem Abend vielleicht gelungenste Versuch des Komponisten, die Grenzen zwischen elektronischem und Instrumentalklang zu verwischen.


DER TAGESSPIEGEL, 20.9.2006 --- Schon zu Ende? Etwa sieben Minuten, hatte es geheißen, würde Philipp Maintz‘ Duo „Naht“ für Violine und Violoncello dauern. Aber die gefühlte Länge liegt klar darunter. Das will etwas heißen. Denn es war heiß und stickig geworden im Salon des Magnus Hauses über Regers erstem Streichquartett, mit dem das Minguet Quartett das Porträtkonzert der Ernst von Siemens Musikstiftung zu Ehren ihres Förderpreisträgers Philipp Maintz eingeleitet hatte.
Doch die ostinaten Töne, mit denen Maintz für Streit und Zusammenhalt in seinem Duo sorgt, sein mal kratzbürstiges, mal poetisches Spiel mit komplexeren Gesten und vielfarbigen Klängen haben die Lust am Spiel bei Ulrich Isfort und Matthias Diener noch mal gesteigert – und das teilt sich mit. Wer das Minguet Quartett beim Musikfest Berlin erlebt hat, freut sich, wie sich der zur Dominanz neigende erste Geiger und der zu vornehmem Understatement tendierende Cellist von Maintz zu direkterer Auseinandersetzung im Dialog motivieren lassen. Ein gelungener Wurf aus ähnlichem Geist ist auch der erste Satz des Streichquartetts „Inner Circle“. Es spricht durchaus für den 1977 in Aachen geborenen und jetzt in Berlin lebenden Komponisten, dass der „nucleus“ genannte erste Satz eine schwer zu knackende Nuss für das Finale darstellt.


CLASSICAL SOURCE, 3.2.2006 --- Following an interview with Philipp Maintz came that composer’s quiet, introverted work Inner Circle, built on the same kind of static formal concept as the Rihm. A pianissimo opened up a densely atmospheric field of occasional motivic reoccurrences, short phases promising the reassuring constancy of a pedal point and disappointing throwbacks into a quiet musical desert. Unfortunately, one of Ralf Ehlers's strings broke when well into the piece, which gave Irvine Arditti a chance to begin and end a new career as a joke teller. Witten New Music Days commissioned Inner Circle, and Maintz has already been granted much that is out of reach of other composers of his age (among other things a staging at IRCAM and a post as composer-in-residence at Künstlerhof Schreyahn). It will be interesting to see how his career develops.


CLASSICAL SOURCE, 30.10.2005 --- “And he looks like such a harmless chap”. That was the comment of my companion as Philipp Maintz took his bow at the conclusion of "heftige landschaft mit 16 bäumen", given by the BBC symphony orchestra. This was certainly a detailed work, representing a visual landscape of trees, with well-planned musical gestures and orchestral textures, but it was definitely not a cheerful one. Maintz skilfully avoided the pitfalls of creating sound-effects in place of music, instead conjuring a truly musical evocation of the bleak images he was drawing on.
There is always going to be a collision of symbolic planes when a composer attempts to represent two sensory mediums – sight and sound – using just one. Were we listening to a picture of a scene, or being transported into it?
Beautifully crafted high-string textures gave us the cold, forbidding air, and cello motifs the creaking of old trunks. Were percussion events intended to represent graphically individual objects, or more abstract, real sounds? Certainly, the spatial positioning of the percussion and pianos suggested a more literal interpretation, although the latter seemed to suggest aurally the presence of several mandolin tuners in the woodland. However, at over sixteen minutes, the work lacked a clear sense of direction or development.
One couldn’t help but admire the eight-strong percussion section – a model of precise, efficient playing and musical clarity; that, and (I remain convinced) the appearance of one of them, after a particularly virtuoso passage, twirling his sticks, and returning them to their holsters. Sadly, the string section appeared to play with the self-assured, detached boredom born of knowing that at least half-a-dozen other players are covering your part.


DREHPUNKT KULTUR SALZBURG, 22.8.2005 --- Der impressionistische Sturm steigert sich zum zeitgenössischen, daher streng, aber unerkennbar strukturierten Chaos: Der volle Orchesterapparat ist aufgeboten, um den feinen Klängen eines Streichquartetts irgendwo im Klangdickicht ein für alle Mal klar zu machen, wer hier den Ton angibt. Immer wieder verdecken Gewitterwolken den ohnehin immer nur kurz gewährten Blick auf die friedliche Hausmusik des Quartetts. Die beiden manchmal fast solistisch hervortretenden Klaviere scheinen sich besser zu behaupten: Ihre heftigen Akkorde und dramatischen Läufe dürften eher mineralischen, denn pflanzlichen Ursprungs zu sein und haben den orkan- oder sturmwellenartig andonnernden Wogen des Orchesters mehr Substanz entgegen zu setzen.
Es war kein Sommerspaziergang auf den Philipp Maintz (*1977) das Publikum in der Felsenreitschule durch seine "heftige landschaft mit 16 bäumen" geführt hat. Aber der Wunsch, "der Hörer möge in den "Klangwucherungen der Komposition herumspazieren, wie in einer imaginären Landschaft" hat sich erfüllt. Das Auftragswerk der Salzburger Festspiele lud bei aller Überdimensionalität dazu ein, Entwicklungen zu folgen, Dialogen zu lauschen. Ein kaum sichtbarer, nicht gesicherter, aber immerhin erahnbarer Pfad führt durch diese heftige Landschaft und lockt auf ein dramatisches Hörabenteuer. - Kontrolliert selbst in den orkanartigen Ausbrüchen, brillant und orientierungssicher folgte das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter Lothar Zagrosek diesen verwachsenen Pfaden.


DER STANDARD, 23.8.2005 --- Der Unterschied war auch deutlich zu hören: heftige landschaft mit 16 bäumen ist ein Ort der Hyperaktivität, an dem Energiefelder erzeugt werden.


WIENER ZEITUNG, 20.11.2004 --- Gerade in Kombination mit dem ebenso delikaten "Inner Circle" von Philipp Maintz. Der junge Deutsche demonstriert übrigens im Festival-Almanach, dass vergnügliche Programmtexte keinem Naturgesetz (!) widersprechen.


36. WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK --- Für das englische Spitzenquartett [Arditti Quartett] entstand auch das erste, technische souveräne Quartett des 27jährigen Aachener Komponisten Philipp Maintz, das über weite Passagen zentrale Liegetöne erfindungsreich durch unterschiedliche Spieltechniken einfärbt.


MUSICAL POINTERS, 1.8.2004 --- Philipp Maintz’ Inner Circle was conceived as a technical challenge for the Arditti Quartet. At the same time, the concision with which it revolved around a single tonal centre created a powerful impression, suggesting that Maintz, born 1977, is one of the most promising composers of his generation.


CRESCENDO 69, VI/VII.2004 --- L'annuel rendez-vous printanier que la petite ville de la Ruhr consacre aux nouveautés de la création contemporaine de musique de chambre nous permet généralement de découvrir de jeunes créateurs. Ce ne fut pas le cas cette année, à l'exception d'Inner Circle, un Quatuor à cordes élégant, raffiné et concis, et plus qu'une promesse, d'un jeune Allemand de 27 ans, Philipp Maintz, présenté par l'infatigable Quatuor Arditti.


ENSEMBLE 03/04 --- Witten ist auch immer ein Sprungbrett. Der 27-jährige und in Aachen geborene Philipp Maintz als jüngster Komponisten-Teilnehmer gab sich zumindest in seinem ersten Streichquartett fast wie ein Routinier: seine „Inner Circles“ inszenierte er als Klang-Flur, in dem beklemmende Enge und Dunkelheit herrscht, ausgekleidet mit polychromer Sprödigkeit und mit stets überraschend auftauchenden Falltüren.


BERLINER ZEITUNG, 23.2.2004 --- Dann gab es noch komponierte Musik: "NAHT (yo no pido a la noche explicaciones)" von Philipp Maintz für Violine (Clemens Linder) und Cello (Adele Bitter), ein vor allem eingangs faszinierendes Stück, in dem Kreisen zitternder und brüchiger Linien um eine Tonhöhe. Diese ständige Gefährdung des melodischen Zusammenhangs, wie sich eine Stimme durch Heiserkeit und Versagen hindurch behauptet, war als Gegenposition zum Cageschen Punktualismus besonders erhellend.